Kleinkind auf dem Töpfchen - Windelentwöhnung

Nachfolgezeit

Was zu beachten ist

Falls das Kind nach dem dritten oder vierten Tag zurück in die Kindertagesstätte geht oder anderweitig extern betreut wird, seien Sie sicher, dass die betreuenden Personen über die Entwindelung informiert sind. Ebenfalls vergewissern Sie sich, dass die Betreuenden das Kernprinzip: die in jeder Situation positive Haltung, die positiven Äusserungen und Konsistenz gegenüber dem Kind beibehalten und umsetzen. Gab es auch am dritten Tag noch einige Unfälle, ist dies kein Grund, dass Kind am vierten Tag nicht extern betreuen zu lassen. Stellen Sie einfach sicher, dass am externen Betreuungsort in derselben Art und Weise auf Unfälle und Erfolge reagiert wird, wie es das Kind in den letzten drei Tagen von Ihnen erfahren hat. Bringen Sie beispielsweise Aufkleber mit, die dem Kind beim erfolgreichen Gang aufs Töpfchen als kleine Belohnung auf ein farbiges Blatt aufgeklebt werden. Seien Sie sicher, dass die Betreuenden zu keinem Zeitpunkt das Kind in irgendeiner Weise bestraft. Insbesondere wenn Kinder draussen spielen, können Unfälle rasch passieren, obwohl das Kind merkt, dass es Pipi machen muss. Doch der Weg vom Garten ins Haus aufs Töpfchen ist lang. Eine Möglichkeit ist, in den ersten Tagen, dass Töpfchen mit in den Garten zu nehmen, damit das Kind versichert ist, wenn es den Drang hat, rasch Erlösung zu finden. Auch beim ausgelassen Spiel kann der Drang verzögert wahrgenommen werden. Betreuungspersonen und Sie selber müssen in der Nachfolgezeit mit solchen Unfällen rechnen und mit derselben positiven Einstellung diese handhaben. Seien Sie aber vergewissert, es werden immer seltener vorkommen, dass ein solcher Unfall passiert. Reagieren Sie bei jedem Unfall genau gleich, wie Sie es in den drei, vier Tagen Zuhause mit Ihrem Kind umgesetzt haben. Bestrafung hat NIE einen Platz. Versichern Sie dem Kind: „Du bist ein grosses Mädchen, die Unterhose bleibt trocken, ich bin sicher, dass nächste Pipi machst du wieder ins Töpfchen.“, „Sag Mama, wenn du Pipi machen musst, du bist ein grosser Junge und willst deine Unterhose trocken behalten.“

So oder so muss dem Kind klar gemacht werden, dass sein erlerntes Verhalten auch ausserhalb von Zuhause, mit anderen Betreuungspersonen funktioniert. Das heisst, dass Kind teilt sofort einer betreuenden Person mit, wenn es spürt, dass es urinieren muss und wird aufs Töpfchen begleitet.


Übergang zur Selbstverständlichkeit und gelegentliche Unfälle 

Letztendlich muss Ihr Kind lernen, das Töpfchen selbstständig aufzusuchen und dies als eine Selbstverständlichkeit zu betrachten. In den 3-4 Übungstagen wurde das Kind mit viel Lob, Aufmerksamkeit, kleinen Geschenken und viel Unterstützung begleitet. In der nachfolgenden Zeit ist es wichtig, dass das Kind beim Übergang zur Eigenständigkeit dieses Verhaltens lernt zu automatisieren und akzeptiert, dass Belohnungen zunehmend ausbleiben. Um diesen Übergang sanft zu gestalten, halten sie das Sticker-Belohnungssystem Zuhause und in der Kindertagesstätte/Tagesfamilie aufrecht. Einen Tag ohne Pipi in die Unterhose gibt ein Sticker. Auch Lob soll weiterhin immer wieder mal ganz explizit geäussert werden. Beispielsweise wenn Sie das Kind abends von der Kindertagesstätte abholen und erfahren, dass das Kind ohne Unfall durch den Tag kam, soll das Kind gerühmt und belohnt werden. Oder wenn Ihr Kind Sie ruft: „Mama, ich muss Pipi machen.“ Gehen sie hin und sagen sie: „Super, dass du es mir sagst, komm wir gehen ins Badezimmer.“, „Ich habe gesehen, dass du heute Vormittag bereits zweimal ganz eigenständig aufs Töpfchen gegangen bist, ich bin sehr stolz auf dich.“ Unfälle passieren bei vermutlich fast allen Kindern, sie gehören zum Lernprozess dazu. Egal, ob Sie Ihr Kind mit 2 Jahren, 4 Jahren oder erst 6 Jahren den Windeln entwöhnen, Unfälle passieren. Wie schnell sich die erlernte Routine in jeder Situation bewährt, ist individuell. Insbesondere in einem intensiven Spiel können sich Kinder vollkommen vergessen und realisieren ihren Drang erst, wenn es bereits aus der Harnröhre tröpfelt. Oft ist auch das nächste Töpfchen zu weit entfernt, so dass es beim Hinrennen beginnt zu tropfen. Das alles ist ganz normal und gehört in den nachfolgenden Tagen und eventuell Wochen dazu. Die Kinder müssen über längere Zeit lernen und üben, den Drang zu urinieren zurückzuhalten, den Verschlussapparat der Harnröhre zu trainieren und sich vollumfänglich zuzutrauen ganz eigenständig in Kontrolle zu sein. Behandeln Sie die Unfälle ohne Aufregung, ohne böse Worte, weisen Sie Ihr Kind immer wieder mit motivierenden, liebevollen und saften Worten darauf hin, dass es die Unterhosen trocken halten muss. Die Frequenzen zwischen den Unfällen werden immer länger. Fokussieren Sie stets auf all die Male, wo Ihr Kind erfolgreich das Töpfchen aufgesucht hat; diese Erfolge stehen im Zentrum und geben den weiteren Lernprozess vor. Ein Rückschritt in die Windeln ist niemals angezeigt.


Gelegentliches Bettnässen

Es gibt Kinder, die Mühe haben aufgrund einer vollen Blase in der Nacht aufzuwachen. 

Erklären Sie immer und immer wieder in liebevollem und geduldigen Ton, dass das Kind aufstehen soll und das Pipi ins Töpfchen gehen muss. Letztendlich ist es aber einfacher, wenn das Kind vor dem Einschlafen eine leere Blase hat und diese erst gegen 6h oder 7h voll ist, so dass es Pipi machen muss. Geben Sie dem Kind die vielleicht unverzichtbare Milchflasche mindestens 2 Stunden vor dem Zubettgehen; danach geben Sie nur noch kleine Schlucke Tee oder Wasser. Der Gang auf Töpfchen vor dem Schlafengehen muss zudem zur Selbstverständlichkeit etabliert werden. 

Falls sich das Bettnässen hartnäckiger gestaltet als erwartet und das Kind einige Wochen benötigt, seine Blasen auch in der Nacht unter Kontrolle zu haben, empfehle ich Ihnen eine kleine auf der Untenseite plastifizierte Matrazenauflage aufs Bett zu legen, damit Sie nicht jedes Mal das Fixleintuch und den darunterliegenden

Matratzenschoner waschen müssen. Bei meinem Sohn hat es dreieinhalb Monate gedauert, bis er auch nachts vollkommen war.


Was tun, wenn das Kind sich sträubt das Töpfchen aufzusuchen

Falls das Kind nach dem Ausbleiben von Geschenken und materiellen Aufmerksamkeiten auch aufhört das Töpfchen aufzusuchen und Sie versucht mit seinem Verhalten zu provozieren, probieren Sie das Sticker-Belohnungssystem und rühmen Sie weiterhin mit ein, zwei preisenden Sätzen jedes Mal, wenn das Kind ins Töpfchen macht. Bei Kinder älter als 3 Jahre, kann es sinnvoll sein, eine fünfminütige Auszeit zu geben oder durch negative Verstärkung (Wegnahme von etwas) das Kind zu belehren. Sprechen Sie mit Ihrem Kind und identifizieren Sie das unerwünschte Verhalten, zeigen Sie Konsequenzen auf und befolgen Sie diese, falls es erneut passiert. Zeigen Sie ihm auch auf, wie viel angenehmer es ist, wenn es das Töpfchen aufsucht, anstatt in die Unterhosen zu urinieren. Sätze wie: „Du willst doch zu den grossen Buben gehören und die machen ihre Unterhose nicht nass.“, „Als grosses Mädchen weisst du doch jetzt, wie aufs Töpfchen zu gehen, dann mach es auch oder ruf sofort die Mama, damit ich dir helfen kann. Aber behalte deine Unterhose trocken.“ Versichern Sie Ihrem Kind, dass Sie es lieben. Passiert ein erneuter Unfall, weil sich das Kind sträubt das Töpfchen aufzusuchen, verlangen Sie von Ihrem Kind, dass es den Unfall selbständig aufwischt und erklären Sie ihm, was Sie sich von ihm wünschen. „Papa will, dass du das Töpfchen aufsuchst und nicht die Unterhosen und den Boden nässt.“


Feuchte Unterhosen sind kein Zeichen eines Rückfalls

Es wird vorkommen, dass das Kind feuchte Unterhosen hat. Dies ist kein Zeichen für einen Rückfall, im Gegenteil; es zeigt, dass das Kind den Drang zu urinieren zu kontrollieren versucht und das ist ein gutes Zeichen. Kinder realisieren manchmal erst nach einigen Sekunden, dass bereits einige Tropfen in die Unterhosen gegangen sind, spätestens dann aber springen sie aufs Töpfchen. Wechseln sie ohne Aufsehens und ohne negativen Bewertungen die Unterhosen und erinnern Sie das Kind, dass es ihnen sofort mitteilen soll, wenn es spürt, dass es aufs Töpfchen muss. Im Gegenteil, loben Sie Ihr Kind für sein Wille den Drang zurückhalten zu wollen und versichern Sie ihm, dass es das nächste Mal sicher noch länger geht bis die ersten Tropfen Urin rauströpfeln.


Reisen 

Im Falle einer bevorstehenden Reise, kurz nachdem Sie die Entwindelung durchgeführt haben, sollten Sie Ihr Kind und sich selber darauf vorbereiten. Erklären Sie dem Kind, dass es wichtig ist, vor der Abreise die Blase zu entleeren, da es einige Zeit dauern wird, bis Sie wieder eine Toilette aufsuchen können (oder anhalten und das Kind aufs Töpfchen setzen können). Erinnern sie das Kind, ihnen mitzuteilen, wenn es spürt, dass es aufs Töpfchen muss, damit Sie reagieren können. Für eine längere Autofahrt nehmen Sie das Töpfchen mit; so können Sie anhalten und das Kind am Strassenrand auf einem Parkplatz drauf setzen oder bringen Sie ihm bei, tröpfchenfrei in der Natur zu urinieren für den Fall. 

 

Planen Sie zu fliegen oder mit dem Zug zu fahren, ist es notwendig, dass Ihr Kind die Toilette mit Hilfe eines Erwachsenen benutzen kann. Üben Sie dies Zuhause, indem Sie das Kind auf den Toilettenring setzen und festhalten. Sind Sie unsicher, ob Ihr Kind Sie rechtzeitig informiert und Sie ausreichend Zeit für das Finden einer Toilette haben werden, gibt es die Möglichkeit eine Einlage (Binde) in die Unterhosen zu kleben für den Fall der Fälle. Achten Sie darauf, dass Sie dieses Vorgehen mit Ihrem Kind besprechen und klar deklarieren, dass dies keine Windel ist, sondern eine Einlage, weil es sein kann, dass es relativ lange dauert bis es wieder auf eine Toilette gehen kann. Wenn Sie ins Flugzeug oder den Zug einsteigen, suchen Sie kurz die Toilette mit Ihrem Kind auf, zeigen Sie ihm, wohin Sie beide sofort gehen können, sobald es den Drang verspürt. Es hilft Ihrem Kind, wenn es weiss, wo es sein Geschäft erledigen kann an einem fremden Ort; diese Rückversicherung schafft Vertrauen, so dass es Ihnen auch mitteilen wird, wenn es Pipi machen muss. Setzen Sie sich, wenn möglich in die Nähe der nächsten Toilette, so müssen Sie nicht weit gehen, wenn sich Ihr Kind meldet.

 

Viele Kinder verkrampfen sich beim Gedanken auf eine öffentliche Toilette. Erklären Sie Ihrem Kind das Sie stets Feuchttücher bei sich haben und reinigen Sie den Toiletten-Sitz vor dem Gebrauch.

 

Beim Schwimmen kann auf das Tragen von Schwimmwindeln zurückgegriffen werden. Deklarieren Sie diese aber deutlich und klar als Schwimmhose und nicht Windel! Auch beim Schwimmen gehen, sagen Sie Ihrem Kind, dass es Ihnen unverzüglich mitteilen soll, wenn es aufs Töpfchen gehen muss. Zeigen Sie ihm bevor Sie gemeinsam ins Wasser steigen, wo sich die Toilette befindet, so dass es weiss, dass es sein Geschäft nicht ins Wasser, aber in die Toilette machen kann.