Insbesondere wenn Mütter zurück zur Arbeit gehen, kommt im Vornherein die Frage auf, ob weiter gestillt werden soll/kann oder abgestillt werden muss. Die Beantwortung dieser Frage ist sehr persönlich, doch können verschiedene rationale Entscheidungshilfen herangezogen werden, die oft die emotionale Entscheidung letztendlich erleichtern.
In den USA gibt es so genannte "Lactation Rooms"; diese ähneln einer grosszügigen Umkleidekabine mit einem Stromanschluss, bequemem Sessel, ein kleiner Tisch und eventuell einem Lavabo.
In der Schweiz sind wir leider noch nicht soweit, so dass individuelle Lösungen gesucht werden müssen, insbesondere in kleinen Firmen und Betrieben. Muttermilch-abpumpende Mitarbeiterinnen waren bis vor einigen Jahren noch eine grosse Seltenheit in der Schweiz. Und auch heute noch ist es in der Schweiz in vielen Unternehmen noch keine Selbstverständlichkeit stillenden Müttern entsprechend Raum und Zeit zur Verfügung zu stellen.
Stillende Frauen haben aber gesetzlich das Anrecht auf eine entsprechende Räumlichkeit für das Abpumpen der Muttermilch. Erkundigen sie sich deshalb frühzeitig, bereits während der Schwangerschaft bei Ihrer Vorgesetzten/Ihrem Vorgesetzten oder Personalverantwortlichen, welche Räumlichkeiten für das Abpumpen genutzt werden könnten.
Je mehr Mütter am Arbeitsplatz abpumpen und so ihr Kind weiter auch tagsüber mit Muttermilch versorgen wollen, umso offensichtlicher wird es auch in der Schweiz, dass die Arbeitgebenden diesem Bedürfnis auch räumlich Rechnung tragen müssen.
Viele Frauen zweifeln an der Vereinbarkeit zwischen Arbeit und Stillen. Arbeitsrechtlich steht Mütter in den ersten 12 Monaten in der Schweiz das Abpumpen von Muttermilch zu. Die Abpumpzeiten sind ähnlich den Stillmahlzeit zwischen 15 – 25 Minuten, wobei sich bei innerer Unruhe der Milchfluss zu Beginn etwas Verzögern kann.
Ich habe in den USA wie auch in der Schweiz Vollzeit gearbeitet und Muttermilch abgepumpt. In Amerika war es eine grosse Selbstverständlichkeit und alle fanden es gut und normal; in der Schweiz wurde mir viel Erstaunen und unverständliches Kopfschütteln von Frauen und Männern entgegen gebracht. Das sollte nicht sein. Stehen Sie für Ihre Bedürfnisse und Rechte ein!
Der Bundesrat hat am 30. April 2014 die Revision der Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz (ArGV 1) verabschiedet und gleichzeitig beschlossen, das Übereinkommen Nr. 183 der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) über den Mutterschutz zu ratifizieren. Die revidierte Verordnung sieht neu das Prinzip der entlöhnten Stillzeiten vor. Die Revision ist seit 1. Juni 2014 in Kraft.
Die bezahlten Stillpausen während der Arbeit sind neu in der Schweiz folgendermassen geregelt:
Mehr zum Thema auf der Seite des SECO:
Der Milchfluss beginnt mit dem ersten Anlegen des Neugeborenen an die Brust. Der natürliche Saugreflex wird bereits im Bauch der Mutter rege gepflegt und geübt in dem die Babies ihren Daumen lutschen. Sobald die Kinder auf der Welt sind, hilft der Drang zum Saugen, dass das Neugeborene beginnt an der Brustwarze zu saugen. Funktioniert das Saugen gut, d.h. das Neugeborene legt seine Lippen um den Warzenhof und saugt mit etwas vorgeschobener Zunge, ist der Milcheinschuss in den nächsten Tagen gewährleistet. Der Milcheinschuss ist in den ersten Tagen schmerzhaft, was sogar zu blutenden Brustwarzen führen kann. Nach dem Überstehen der ersten Woche ist das Training des Ansetzens, Saugens, Entspannens und Abhärtens der Brustwarzen bereits etwas eingespielt, so dass die folgende Stillzeit problemlos verlaufen kann. Grundsätzlich stellt sich der Milchfluss auf den Bedarf des Kindes ein. Falls trotzdem vermehrter Milchfluss gebraucht wird, kann dies mit einer Milchpumpe erreicht werden. Aufgrund von Stress, Infektionen, unregelmässigen Stillepisoden kann es aber immer wieder mal zu Brustentzündungen oder –infekten kommen. Sind aufgrund von Stress und unregelmässigen Stillsessions oder Abpumpsession (Flugreise, berufliche Situation etc.) die Milchgänge verstopft, kann langes Anlegen in verschiedenen Positionen des Kindes Abhilfe schaffen oder langes Abpumpen mit der Milchpumpe, damit die Milchgänge wirklich geleert werden und sich die Verstopfungen nicht entzünden.
Dank dem Transfer von Antikörpern der Mutter über die Muttermilch auf das Baby, kann das Infektionsrisiko und die Krankheitsanfälligkeit stark vermindert werden:
Auch die Verdauung von Muttermilch ist dem frühkindlichen Darm wesentlich bekömmlicher als Pulvermilch, so dass Verdauungsprobleme seltener auftreten.
Wie jede neue Fähigkeit muss das Stillen von Mutter und Kind mehr oder weniger gelernt und geübt werden. Mit angemessener Unterstützung von professionellen Stillberaterinnen sind die meisten Probleme zu bewältigen. Stillen darf nicht schmerzhaft sein, sondern sollte in erster Linie eine Bereicherung darstellen.
Anlege-Schwierigkeiten (latch on) sind in der ersten Woche bis zu 10 Tagen normal, sollten aber bei jeder Stillmahlzeit doch weniger als 1 Minute dauern. Falls das Anlegen länger dauert und auch nach einigen Tagen immer noch Probleme verursacht sowie die gesamte Stillmahlzeit über das Stillen schmerzt und die Nippeln entzündet sind, sollte die Stillberatung oder die beratende Ärztin/der beratende Arzt kontaktiert werden. Oftmals ist es eine Frage der Technik und falls dies ausgeschlossen werden kann, besteht die Wahrscheinlichkeit einer Infektion, die ärztlich behandelt werden muss.
Keine Frage, Stillen braucht Zeit, an einigen Tagen sogar sehr viel Zeit, Geduld und innere Ruhe. Alle Babys durchlaufen Entwicklungsschübe, in denen ihr Bedarf nach Muttermilch sich drastisch erhöht. Das Baby wird den ganzen Tag oder den ganzen Abend an der Brust saugen wollen und Sie fragen sich, ob da überhaupt noch Milch kommt. Wahrscheinlich fliesst nicht bei jedem Saugen grosse Mengen an Milch, doch dieses ständige Saugen regt Ihre Milchproduktion an, so dass Ihre Milchdrüsen die klare Rückmeldung erhalten, mehr Muttermilch zu produzieren. Ihr Baby gibt sozusagen Ihren Milchdrüsen klare Anweisungen und die Befürchtung, dass Sie zu wenig Muttermilch produzieren ist unbegründet, solange keine äusseren Stressfaktoren die Mutter unter starken psychischen Druck setzen.
Obwohl gestillte Babys öfter Nahrung benötigen als Pulvermilch-genährte und somit Mütter manchmal alle 2-3 Stunden stillen müssen, pendelt sich dieses ständige Zur-Verfügung-Stehen in den ersten zwei, drei Monaten ein.
Die aufgenommene Nahrung kann durch die Muttermilch an das Kind weitergegeben werden. Aus diesem Grund sollte während dem Stillen dasselbe bewusste Ernährungsverhalten aufrechterhalten werden wie während der Schwangerschaft.
Falls die Stillende Alkohol konsumiert, sollte sie mindestens 2 Stunden bis zur nächsten Stillmahlzeit warten, damit kein Alkohol über die Muttermilch vom Baby aufgenommen wird. Der Koffeinkonsum sollte nicht mehr als 300 mg (ca. 1-2 Tassen normaler Kaffee) pro Tag übersteigen.
Obwohl Muttermilch die beste Nahrung für Babys darstellt, ist Stillen nicht für alle Mütter geeignet. Kommerziell hergestellte Pulvermilch-Nahrung für Babys ist eine Alternative zur Muttermilch und beinhaltet sogar einige Vitamine, welche gestillte Kinder zusätzlich aufnehmen müssen, wie beispielsweise Vitamin D. Hergestellt unter sterilen Bedingungen soll die Pulvermilch die Muttermilch in ihren Bestandteilen kopieren, indem eine komplexe Kombination von Proteinen, Zuckern, Fetten und Vitamine zu einem Optimum zusammengemischt werden. Zusätzlich zu medizinischen Bedenken, die verhindern das ein Kind gestillt werden kann, ist es für einige Mütter zu schwierig und anstrengend zu stillen.